Pressemeldung (Archiv)

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28. November 2021

Strukturprozess im Bistum Münster

Im Mai 2021 schrieb Bischof Dr. Felix Genn per Brief an die Seelsorger und Seelsorgerinnen sowie an die Mitglieder der Gremien und Räte auf den verschiedenen Ebenen unseres Bistums: „Wir erleben als Kirche auch, dass in einer zunehmend säkular werdenden Zeit christliche Plausibilitäten verloren gehen." Mit Papst Franziskus hält er fest: „Man kann sagen, dass wir heute nicht so sehr eine Zeit des Wandels erleben, sondern vielmehr einen Zeitenwandel."

Kirche als Zeichen und Werkzeug | Auch unter veränderten Rahmenbedingungen
In den kommenden Jahren wird dieser Zeitenwandel vor allem in den Möglichkeiten der seelsorglichen Arbeit deutlich spürbar werden. Ein jetzt beginnender Strukturprozess startet mit einem nüchternen Blick auf feststelbare Realitäten. Bereits in den nächsten Jahren wird es zu einem deutlichen Rückgang bei den Kirchenmitgliederzahlen und damit einhergehend bei den Kirchensteuereinnahmen kommen. Hinzu kommt der personelle Rückgang bei den Seelsorgenden in den Pfarreien. Die katholische Kirche - auch im Oldenburger Land - wird künftig damit umgehen müssen, dass weniger Priester, Diakone und Pastorale Mitarbeitende ihren Dienst aufnehmen und ausüben werden. Diese Entwicklungen kommen mit gesellschaftlichen Trends zusammen, die zu einer generell veränderten Rolle von Religion und Kirche im öffentlichen Raum führen: Die Kirchenmitgliedschaft wird sich immer weniger durch familiäre Sozialisation ergeben. Gegenläufige Trends, z. B. der Bedeutungsverlust öffentlicher Institutionen, die Individualisierung und die Digitalisierung, werden einen grundlegenden Wandel der Kirchengestalt zutage fördern.

Dieser Wandel braucht Begleitung. Dafür soll für die Kirche der Zukunft ein „Gerüst" entwickelt werden, das behilflich ist, Seelsorge und pastorale Angebote unter veränderten Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Das zweite Vatikanische Konzil bezeichnet die Kirche als Sakrament". Kirche und ihre Strukturen sind also kein Selbstzweck, sondern dienen einem Zweck. Das „Wesen" der Kirche bezeichnet ein „Wozu" und „Woraufhin", sie ist „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der Menschheit". „Strukturentwicklung" im Raum der Kirche möchte dazu beitragen, Kirche als Zeichen und Werkzeug wirksam sein zu lassen, auch wenn die personellen und finanziellen Möglichkeiten geringer werden.

Prozess zur Entwicklung pastoraler Strukturen
Vor diesem Hintergrund hat Bischof Genn einen breit angelegten "Prozess zur Entwicklung pastoraler Strukturen" ins Leben gerufen. Darin sollen für die verschiedenen Bistumsteile und Ebenen Möglichkeiten entwickelt werden, mit denen kirchliches Leben vor Ort auch weiterhin präsent bleibt.

Bischof Dr, Felix Genn: "Wir müssen die pastoralen Strukturen so gestalten, dass die Verkündigung der Frohen Botschaft unter in Zukunft deutlich veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird."

Mit diesem Ziel und basierend auf dem Diözesanen Pastoralplan und dem Grundlagenpapier "Die Sendung der Kirche im Bistum Münster" läuft dazu bis Mai 2023 im westfälischen und niedersächsischen Teil des Bistums ein breit angelegter Prozess zur Strukturentwicklung.

Im Offizialatsbezirk Oldenburg
Für den Offizialatsbezirk Oldenburg wurden bereits Vorschläge zur Einrichtung von sechs sogenannten pastoralen Räumen entwickelt. Pro pastoralem Raum wird mit jeweils nicht mehr als acht hauptberuflichen Mitarbeitenden geplant. Für die ldentifizierung der pastoralen Räume sollen in der Regel die kommunalen Grenzen ebenso berücksichtigt werden, wie regionale Realitäten und Unterschiede.

Die Vorschläge für pastorale Räume im Offizialatsbezirk Oldenburg stehen hier online: www.offizialat-vechta.de/strukturprozess. Über diese Vorschläge wird dann das Gespräch mit den Pfarreien und Gremien gesucht, in denen Vorschläge, Chancen und Bedenken erörtert werden.

Für den Prozess im offizialatsbezirk Oldenburg gibt es einen Beirat, der die unterschiedlichen pastoralen Akteure in der Region abbildet. Die noch offenen inhaltichen Fragestellungen werden in verschiedenen Prozessgruppen in den nãchsten Jahren bearbeitet.

Keine vom Bischof verordneten Fusionen
Wichtig ist hierbei: Mit der Einrichtung pastoraler Räume wird nicht das Territorialprinzip der Pfarrei einfach auf eine größere geografische Einheit übertragen. Der Bischof wird keine weiteren Pfarreifusionen verordnen. Grundsätzlich soll die Verantwortung für die Entwicklung der Pastoral vor Ort liegen. Es wird mehr Kooperationen geben und es muss differenziert und jeweils vor Ort geschaut und sich abgestimmt werden, welche pastoralen Vollzüge auf welcher Ebene sinnvoll und zielführend sind. Kirchliches Leben, das vor Ort wertvoll ist und getragen werden kann, soll erhalten bleiben. Und es ist möglich, dass künftig mehr Verantwortung für das kirchliche Leben vor Ort von ehrenamtlich Engagierten getragen werden muss.

Im Prozess geht es auch darum, wie eine gute Zusammenarbeit zwischen lokaler und regionaler Ebene gewährleistet werden kann. Pastorale Orte, Einrichtungen und die kategorialen Felder der Seelsorge, etwa im Krankenhaus, in der Schule, bei der Caritas und in der Beratung, sollten in die Pastoralen Räume eingebunden werden.

Johannes W. Vutz
Bischöflich Münstersches Offizialat
Leiter des Referats Pastoralentwicklung und Theologische Grundlagenarbeit